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1. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 58

1897 - Leipzig : Hirt
58 Verrter darstellte. Dadurch gelang es, die Mehrzahl der Regimenter von ihm abwendig zu machen. Mit den brigen zog er nach Eger, als wenn er sich mit den Schweden vereinigen wollte. Besonders vertraute er einem Obersten Butler. Dieser aber stand auf der Seite des Kaisers und lie zuerst bei einem Gastmahl die wichtigsten Anhnger Wallensteins tten, dann schickte er einige seiner Dragoner ab, um Wallenstein selbst zu er-morden. Dieser hatte eben ein Bad genommen und war im Begriff, schlafen zu gehen. Sein Mundschenk, der ihm in goldener Schale den Schlaftrunk gebracht hatte, begegnete den Hereinstrmenden und wollte ihnen empfehlen, die Ruhe des Herrn nicht zu stren. Aber ihm selbst versetzten sie eine Wunde und erhoben das Geschrei: Rebellen". Indem Wallenstein bei diesem Lrm, wie er war. nach dem Fenster ging, stieen die Dragoner Butlers die Thr auf und schrieen ihm die Worte zu: Schelm und Ver-rter". Offenbar erkannte Wallenstein, da er verloren sei. An einem Tisch angelehnt, die Lippen bewegend, aber ohne einen Laut von sich zu geben, spannte er die Arme weit aus und empfing in dieser Stellung den Todessto (1634). Das Ende des greuelvollen Krieges aber sollte noch lange auf sich warten lassen. Denn nun mischten sich die Franzosen auch noch in den Kampf ein, und erst 1648 kam der fr Deutschland beraus unheilvolle Westflische Friede" zustande. 17. Ariedrich Withelm, der groe Kurfürst (164088). 1. Inmitten der Schrecken und Leiden des 30jhrigen Krieges wuchs in Brandenburg ein Kurprinz, Namens Friedrich Wilhelm, heran. Als Knabe von sieben Jahren kam er durch die Frsorge seiner Mutter nach der Festung Kstrin, um ungestrt von den Wirren des Krieges sich zu ent-wickeln. Er hatte gute Fhigkeiten; er lernte zwar langsam, aber was er gelernt hatte, verga er nicht wieder; besonders der Religionsunterricht wirkte tief auf fein Gemt ein. In dieser Zeit schon erregte er die Aufmerksamkeit des Schweden-knigs Gustav Adolf; dieser legte wohl die Hand auf den Kopf des Knaben und bestimmte ihn zum zuknftigen Gemahl seiner einzigen Tochter Christine. Als nach dessen Tode der Krieg die Mark Brandenburg selbst berhrte, schickte die Mutter den nunmehr 14jhrigen Sohn nach den Niederlanden auf die Universitt Leiden.

2. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 55

1897 - Leipzig : Hirt
55 hngenden nrdlichen Provinzen der Niederlande (das jetzige Knigreich Holland) einen Aufstand und errangen nach einem hartnckigen Kampfe ihre Unabhngigkeit. 16. Wassenstein. 1. Albrecht von Wallenstein stammte aus dem niederen Adel Bhmens. Seine Eltern waren evangelisch, starben aber frhzeitig. Von Kindesbeinen an zeigte der Knabe nur Sinn fr das Soldatenwesen und zog sich bald den Beinamen Der Tolle" zu. Ein Oheim schickte ihn zu den Jesuiten auf die Schule, diese bekehrten ihn zur katholischen Lehre. Dann ging der junge Edelmann auf die Universitt; aber die Bcher fesselten ihn nicht; er griff lieber zum Schwerte. Dadurch konnte er hoch kommen in der Welt; das war sein leidenschaftliches Streben. 2. Bald zeichnete er sich als tapferer und verstndiger Kriegsmann aus; das erwarb ihm die Gunst einer beraus reichen Witwe, Lncrezia Nekyssowa von Landeck, und, obwohl lter als er, vermhlte sie sich mit ihm. Nach ihrem bald eintretenden Tode verfgte nun Wallenstein seine Gemahlin war die letzte ihrer Familie gewesen frei der gewaltige Geldmittel. Er verschleuderte sie nicht, aber er verstand sie klug zu verwenden. Fr den jungen Erzherzog Ferdinand von Steiermark warb er 200 Dragoner an und unterhielt sie auf eigene Kosten. Auch machte er sich im ganzen Heere beliebt. Tglich hielt er an seiner Tafel viele Offiziere frei und sorgte fr seine Soldaten beinahe mehr wie fr sich selbst. So kam er bei dem Erzherzog in groe Gunst. 3. In die hchsten Kreise fhrte ihn eine zweite Vermhlung: mit der Grfin Jsabella von Harrach, der Tochter eines bei Ferdinand sehr ein-flureichen Rates. Es war eine glckliche Ehe. Wallenstein war ein zrt-Itcher Gatte, und Jsabella erwiderte seine Neigung; eine Tochter verband die Gatten noch inniger. 4. Die Zeit, in der Wallenstein lebte, war ganz dazu angethan, einen hochstrebenden thatkrftigen Kriegsmann emporzutragen. Es tobte seit 1618 der Krieg, welcher 30 Jahre lang die Fluren Deutschlands verheeren und unsgliche Leiden der unser Vaterland bringen sollte. Da wurden tchtige Offiziere begehrt, zumal wenn sie es verstan-den, Soldaten um sich zu versammeln und an sich zu fesseln. Das war bei Wallenstein der Fall. Er verhalf dem Erzherzog Ferdinand wesentlich dazu, König von Bhmen und Kaiser von Deutschland zu werden. 5. Die Bhmen hatten sich der Herrschaft Ferdinands entzogen und

3. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 61

1897 - Leipzig : Hirt
61 verurteilte ihn wiederum zum Tode; diesmal lie ihn der Kurfürst zum warnenden Beispiel hinrichten. Nicht ganz so schlimm erging es dem Fhrer des Brgerstandes, dem Schppenmeister Rhode. Der Kurfürst schickte Truppen in die Nhe Knigs-Bergs; da griffen auch die Brger zu den Waffen und brachten die Kanonen auf die Wlle; offenbar hofften auch sie, Hilfe von den Polen zu erhalten. Aber Friedrich Wilhelm besetzte die Straen, um jede Verbindung zwischen Knigsberg und Warschau zu unterbrechen. Als der Kurfürst sich entschlo, selbst an die Spitze seiner Truppen zu treten, war man besorgt um ihn. Aber im richtigen Augenblick schritt er zu einer List und bemchtigte sich der Person Rhodes. Der Schppenmeister wurde auf die kleine Festung Peitz gebracht. Spter wollte ihn der Kurfürst begnadigen, wenn er sein Unrecht eingestehe. Jener blieb aber trotzig und erklrte, er wolle seine Freiheit nicht der Gnade, sondern der Gerechtigkeit zu verdanken haben. So blieb er bis zu seinem Tode Gefangener. 4. Dies alles htte der Kurfürst nicht ausfhren knnen, wenn er nicht gleich im Anfang seiner Regierung ein kleines Heer gebildet htte, das er bestndig vergrerte und bte. Seine Tchtigkeit bewies es zuerst in der Schlacht von Warschau (1656) gegen die Polen. Noch wichtiger wurde es in einem Kampfe gegen die Franzosen und Schweden. In Frankreich regierte der ehrgeizige König Ludwig Xiv., der alle Lnder auf dem linken Rheinufer fr sich beanspruchte. Zunchst griff er Holland an; wre dies unterlegen, so wrde sicherlich der Kurfürst seine rheinischen Besitzungen eingebt haben. Deshalb kam er (allerdings der einzige Fürst in Europa, der dem mchtigen Ludwig zu trotzen wagte) den Niederlndern zu Hilfe. Dies erregte den Grimm des Feindes so sehr, da er die Schweden aufstachelte, Brandenburg im Rcken anzugreifen. Diesen berfall wute aber Friedrich Wilhelm grndlich zu bestrafen. Er schlug mit einem kleinen Huflein seines immer tchtiger gewordenen Heeres die doppelt so starken Schweden bei Fehrbellin (18. Juni 1675) gnzlich aufs Haupt so da die Feinde in eiliger Flucht sein Land rumen muten. In dieser Schlacht wurde der Kursrst auf wunderbare Weise gerettet. Er ritt auf einem Schimmel und wurde von den Feinden erkannt. Viele Geschosse richteten sich auf ihn. Da schtzte ihn sein Stallmeister Emanuel Froben, der gar nicht verpflichtet war. ihm auf das Schlachtfeld zu folgen, mit seinem eigenen Leibe. Die Kugel, die fr den Kurfrsten bestimmt war und ihn unfehlbar getroffen htte, streckte den Getreuen nieder. Die Schweden konnten nicht einmal Pommern behaupten; der Kurfürst

4. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 56

1897 - Leipzig : Hirt
56 gu ihrem Kmge das Haupt der Reformierten, den Kurfrsten Friedrich V. bort der Pfalz, gewhlt. So brach der groe Krieg aus, der nicht nur Bhmen und Osterreich, sondern ganz Deutschland, ja die meisten Lnder Europas m lernen Kreis hineinzog. Ferdinand hatte kein Heer und auch kein Geld ein solches anzuwerben. Zwar half ihm sein Jugendfreund, der Herzog Maximilian von Bayern, aber doch nur um hohen Lohn. Deshalb war es dem Kaiser hocherwnscht, als Wallenstein ihm anbot ein Heer von 20 000 Mann auf eigene Kosten anzuwerben und zu unterhalten. Allerdings verlangte er dafr ein erledigtes Frstentum. Da er der so viel Geld verfgte, um ein ganzes Heer besolden zu knnen, hngt mit der Geschicklichkeit zusammen, die er bei der Vermehrung seines Vermgens bewies. Ferdinand Ii. hatte nmlich nach der Besiegung Friedrichs V. (er bekam den Spottnamen der Winterknig", weil er nur einen Winter hindurch die Krone getragen hatte) die zahlreichen An-Hnger desselben in Bhmen gechtet und ihrer Gter beraubt. Da er-warb nun Wallenstein zu sehr billigem Preise so viel Land, da er zum Herzog von Friedland" ernannt wurde. Damit nicht zufrieden, strebte er sogar danach, unter die Reichsfrsten aufgenommen zu werden, und nachdem er glcklich sr den Kaiser gekmpft hatte, wurde er wirklich mit dem Herzogtum Mecklenburg belehnt. Sein weitschauender Geist entwarf nun den Plan, auf der Ostsee eine Flotte zu schaffen und mit dieser den Norden Europas zu beherrschen. 6. Aber ehe er diese gewaltige Aufgabe auch nur in ihren ersten An-sngen zu lsen vermochte, brach das schnell errichtete Gebude seiner Macht schon wieder zusammen. Wallenstein hatte einen unvershnlichen Feind, jenen Maximilian von Bayern; dieser war infolge seiner Hilss-leistung gegen den Winterknig der mchtigste Mann in Deutschland ge-worden und hatte sogar den Kaiser in Abhngigkeit erhalten, solange der-selbe kein eigenes Heer besa. Nun hatte aber Wallenstein fr seinen Ge-Bieter eine Armee ausgestellt, dieselbe fortwhrend verstrkt, mit derselben manchen Sieg und Erfolg davongetragen. So war Maximilian mehr und mehr in den Hintergrund gedrngt worden. Aber auch die andern Fürsten und Reichsstnde hatten von dem bermute Wallensens und von der Zgellosigkeit seiner Scharen viel Ungemach zu leiden. Auf einem Reichs-tage zu Regensburg wurden die Klagen gegen den gewaltthtigen Mann so allgemein und so drohend, da Ferdinand Ii. sich schlielich gezwungen sah, seinen Feldherrn zu entlassen und damit auf einen groen Teil seiner Macht zu verzichten.

5. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 53

1897 - Leipzig : Hirt
53 dieser noch Bhmen nebst Schlesien und Ungarn erwarb; er selbst behielt Spanien und die Niederlande. Karl V. war von schwchlichem Krperbau und von schwankender Ge-sundheit, aber ebenso klug wie ausdauernd, tapfer und thatkrftig. Seine lange Regierungszeit (15191556) ist ausgefllt mit Kriegen gegen Franz I. von Frankreich, gegen die Trken und die nordafrikanischen Seeruber-staaten. Dadurch wurde er verhindert, sich mit voller Kraft der Angelegen-heiten Deutschlands anzunehmen, wo sich damals die Kirchentrennung (Reformation) vollzog. 3. Die siegreichste Schlacht war die bei Pavia (1525), welche dem Kaiser den Besitz Mailands und Oberitaliens erwarb. In dieser Schlacht wurde der franzsische König Franz I. nach tapferer Gegenwehr und, nachdem 10000 seiner Krieger gefallen waren, gefangen genommen. An seine Mutter schrieb er nach der Schlacht: Alles ist verloren, nur nicht die Ehre." Fast ein Jahr lang dauerte seine Gefangenschaft, bis er im Frieden zu Madrid Karls Forderungen bewilligte. Karl war selbst nicht bei der Schlacht zugegen. Den grten Anteil am Siege hatten die deutschen Landsknechte unter ihrem Obersten Georg Frunds-berg. Der galt damals als der erste Heerfhrer seiner Zeit. Dabei war er von solcher Leibeskraft, da er den strksten Gegner spielend mit dem Finger von sich schob. Ihm war ein trauriges Ende beschieden. Als er im 2. Jahre nach der Schlacht bei Pavia seine Truppen gegen Rom fhrte, murrten dieselben, da sie Monate lang keinen Sold erhalten hatten. Furchtlos trat Frundsberg unter die aufgeregten Scharen, um sie durch sein Wort zu be-ruhigen. Aber die wtenden Landsknechte drangen mit ihren Spieen auf ihn ein. Diese Emprung seiner eigenen Leute traf ihn so unerwartet, da er, vom Schlage gerhrt, zu Boden sank. Zwar wurde durch diesen erschtternden Fall der Aufruhr gedmpft; aber Frundsbergs Kraft war fr immer gebrochen. 4. Zu jener Zeit hatten sich in das kirchliche Leben mancherlei Mi-brauche eingeschlichen. Gegen dieselben trat Martin Luther auf. Er war der Sohn eines Bergmanns, 1483 zu Eisleben geboren. Nach einer harten Jugendzeit und, nachdem er unter groen Entbehrungen seine Studien vollendet hatte, trat er in den Augustinerorden ein. Spter wurde er als Professor an die Universitt Wittenberg berufen und war hier zugleich Prediger an der Schlokirche. An die Thr dieser Kirche schlug Luther am 31. Oktober 1517 95 kurze Stze (Thesen) an, die gegen gewisse Mibruche sich richteten, welche mit der Verbreitung eines vom Papste ausgeschriebenen Ablasses getrieben wnrden. Luthers Auftreten erregte eine ungeheuere Aufregung. Im Volke sowohl wie bei den Gelehrten und besonders auch bei seinem Landesfrsten, dem

6. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 57

1897 - Leipzig : Hirt
57 Es war ein gefhrlicher Augenblick, wo sich der Kaiser seiner besten Sttze selbst beraubte. 7. Im Norden erhob sich ein gewaltiger Held gegen Ferdinand Ii. und den Katholizismus: der Schwedenknig Gustav Adolf. Der Plan Wallensteins, die Ostsee zu beherrschen, hatte ihn mit zum Kampfe bestimmt. Nun wurde dieser Wallenstein seines Amtes entsetzt. Eben weil er wute, wie bald man ihn gegen den neuen Feind brauchen wrde, emprte sich der Herzog von Friedland nicht, sondern zog sich, wenn auch bitter grollend, ins Privatleben zurck. Niemand vermochte nun dem Schwedenknig zu widerstehen. Der schlachtergraute Feldherr Maximilians, Tilly, der jetzt an die Spitze des Heeres trat, wurde gnzlich besiegt: Gustav Adolf besetzte sogar Mnchen und stand schon im Begriff bis nach Wien vorzurcken, als Ferdinand Ii. das dringende Gesuch an Wallenstein richtete, die Fhrung des Heeres wieder zu bernehmen. Lange lie sich der stolze Mann bitten; schwere Bedingungen stellte er dem Kaiser, die deutlich verrieten, da er selbst nach der Krone des Knigreichs Bhmen trachtete. Auch behielt er sich das Recht vor, nach Gutdnken Frieden zu schlieen, um aus Deutschland die fremden Eindringlinge zu entfernen. In seiner Not ging Ferdinand auf das alles ein. 8. In kurzer Zeit rief die Werbetrommel Wallensteins zahlreiche Scha-ren seiner alten Soldaten zusammen. Er hemmte den weiteren Siegeslauf des bisher unbesiegten Schwedenknigs durch sein bloes Erscheinen. Gustav Adolf konnte ihn bei Nrnberg nicht aus seinen trefflich angelegten Ver-schanzungen heraustreiben. Die entscheidende Schlacht bei Ltzen (1632) gewann Wallenstein zwar nicht; doch fgte es sein Glcksstern, da der groe Gegner den Tod fand. 9. Jetzt schien es Wallenstein an der Zeit, die Fremden aus Deutsch-land zu vertreiben und dem Vaterlande den lange ersehnten Frieden zurck-zugeben. Davon wollte er freilich seinen Vorteil haben. Voll Mitrauen betrachtete man in Wien diese Plne des Feldherrn; man frchtete, auch gegen den Willen des Gebieters werde er mit den Schweden Frieden schlieen, ja, wenn Ferdinand sich weigern sollte, darauf einzugehen, werde er mit den Feinden sich verbinden. So entschlo man sich, ihn zum zweiten Male abzusetzen, und da man bedachte, da das Heer vielleicht mehr seinem Feldherrn als seinem Kaiser anhangen werde, so ging man heimlich und versteckt zu Werke, untergrub zunchst das Vertrauen der Offiziere und Soldaten, indem man ihnen Wallenstein als schwarzen

7. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 58

1896 - Leipzig : Hirt
58 fangen zu lsen vermochte, brach das schnell errichtete Gebude seiner Macht schon wieder zusammen. Wallenstein hatte einen unvershnlichen Feind, jenen Maximilian von Bayern; dieser war infolge seiner Hilss-leistnng gegen den Winterknig der mchtigste Mann in Deutschland ge-worden und hatte sogar den Kaiser in Abhngigkeit erhalten, so lange derselbe kein eigenes Heer besa. Nun hatte aber Wallenstein fr seinen Gebieter eine Armee aufgestellt, dieselbe fortwhrend verstrkt, mit derselben manchen Sieg und Erfolg davongetragen. So war Maximilian mehr und mehr in den Hintergrund gedrngt worden; das verzieh er dem Empor-kmmling nicht, und er war es besonders, der sich darber beschwerte, da Ferdinand seinen Feldherrn sogar in den Reichsfrstenstand erhoben hatte. Er drang so heftig auf die Absetzung Wallensteins, wute so viele Fürsten gegen denselben einzunehmen, da dem Kaiser schlielich nichts anderes brig blieb, als in dieselbe zu willigen und damit auf einen groen Teil seiner Macht zu verzichten. Es war ein gefhrlicher Augenblick, wo sich der Kaiser seiner besten Sttze selbst beraubte. 7. Im Norden erhob sich ein gewaltiger Held gegen Ferdinand Ii. und den Katholizismus: der Schwedenknig Gustav Adolf. Der Plan Wallensteins, die Ostsee zu beherrschen, hatte ihn zum Kampfe herausgefor-dert. Nun wurde dieser Wallenstein seines Amtes entsetzt. Eben weil er wute, wie bald man ihn gegen den neuen Feind brauchen wrde, emprte sich der Herzog von Friedland nicht, sondern zog sich, wenn auch bitter grollend, ins Privatleben zurck. Niemand vermochte nun dem Schwedenknig zu widerstehen. Der schlachtergraute Feldherr Maximilians, Tilly, der jetzt an die Spitze des Heeres trat, wurde gnzlich besiegt: Gustav Adolf besetzte sogar Mnchen und stand schon im Begriff, bis nach Wien vorzurcken, als Ferdinand Ii. das dringende Gesuch an Wallenstein richtete, die Fhrung des Heeres wieder zu bernehmen. Lange lie sich der stolze Mann bitten; schwere Bedingungen stellte er dem Kaiser, die deutlich verrieten, da er selbst nach der Krone des Knigreichs Bhmen trachtete. Auch behielt er sich das Recht vor, nach Gutdnken Frieden zu schlieen, um aus Deutschland die fremden Eindringlinge zu entfernen. In seiner Not ging Ferdinand auf das alles ein. 8. In kurzer Zeit rief die Werbetrommel Wallensteins zahlreiche Scha-reit seiner alten Soldaten zusammen. Er hemmte den weiteren Siegeslauf des bisher unbesiegten Schwedenknigs durch sein bloes Erscheinen. Gustav

8. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 63

1896 - Leipzig : Hirt
63 einzige Fürst in Europa, der dem mchtigen Ludwig zu trotzen wagte) den Niederlndern zu Hilfe. Dies erregte den Grimm des Feindes so sehr, da er die Schweden aufstachelte, Brandenburg im Rcken anzugreifen. Diesen berfall wute aber Friedrich Wilhelm grndlich zu bestrafen. Er schlug mit einem kleinen Huflein seines immer tchtiger gewordenen Heeres die doppelt so starken Schweden bei Fehrbellin (18. Juni 1675) gnzlich aufs Haupt, so da die Feinde in eiliger Flucht sein Land rumen muten. In dieser Schlacht wurde der Kurfürst auf wunderbare Weise gerettet. Er ritt auf einem Schimmel und wurde von den Feinden erkannt. Viele Geschosse richteten sich auf ihn. Da schtzte ihn sein Stallmeister Emannel Froben, der gar nicht verpflichtet war ihm auf das Schlachtfeld zu folgen, mit seinem eigenen Leibe. Die Kugel, die fr den Kurfrsten bestimmt war und ihn unfehlbar getroffen htte, streckte den Getreuen nieder. Die Schweden konnten nicht einmal Pommern behaupten, der Kurfürst setzte ihnen nach, eroberte Stettin, Stralsund und die Insel Rgen; ja. er fuhr mitten im hrtesten Winter auf Schlitten mit seinen Soldaten der das Haff. Die Feinde wichen berall in wilder Unordnung vor ihm zurck. All' dieser Heldenmut trug aber doch nicht die erhofften Frchte. So unendlich schwer es dem Kurfrsten auch wurde, er mute beim Friedens-schlusse smtliche Eroberungen wieder herausgeben. 5. Bei diesen mit vielen Mhen und Entbehrungen verbundenen Feld-zgen stand ihm seine zweite Gemahlin treu zur Seite. Luise Henriette war, kaum 40 Jahre alt, gestorben, tief betrauert von dem Kurfrsten, der sich bei ihren Ratschlgen wohl befunden hatte und sie nach ihrem Tode oft vermit hat. Spter vermhlte er sich mit Dorothea von Holstein-Glcksburg, die ihm freilich die Verstorbene nicht zu ersetzen vermochte. Aber an Frsorge fr den Gemahl lie sie es nicht fehlen. Bei der Be-lagerung von Stettin folgte sie ihm bis in den Kugelregen und bat ihn schlielich, er mge sich doch dem Tode nicht so verwegen aussetzen. Aber er antwortete voll gewisser Zuversicht: Wann hast Du jemals gehrt, da ein Kurfürst von Brandenburg erschossen worden sei?" Doch konnte sie sich mit ihren Stiefkindern nicht verstndigen und dies bereitete dem altern-den Fürsten manchen Kummer. 6. In seinen letzten Lebensjahren widmete sich der Kurfürst den Werken des Friedens, die er bereits frher eingeleitet hatte. Er frderte Acker-und Obstbau; kein Bauer durfte heiraten, bevor er nicht sechs Eichen gepflanzt und sechs Obstbume veredelt hatte. Zur Hebung des Handels ver-band er die Oder mit der Spree durch den Mllroser Kanal oder Friedrich-

9. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 57

1896 - Leipzig : Hirt
57 3. In die hchsten Kreise fhrte ihn eine zweite Vermhlung: mit der Grfin Jsabella von Harrach, der Tochter eines bei Ferdinand sehr ein-flureichen Rates. Es war eine glckliche Ehe. Wallenstein war ein zrt-Itcher Gatte, und Jsabella erwiderte seine Neigung; eine Tochter verband die Gatten noch inniger. 4. Die Zeit, in der Wallenstein lebte, war ganz dazu angethan, einen hochstrebenden thatkrftigen Kriegsmann emporzutragen. Es tobte seit 1618 der Krieg, welcher 30 Jahre lang die Fluren Deutschlands verheeren und unsgliche Leiden der unser Vaterland bringen sollte. Da wurden tchtige Offiziere begehrt, zumal wenn sie es verstan-den, Soldaten um sich zu versammeln und an sich zu fesseln. Das war bei Wallenstein der Fall. Er verhalf dem Erzherzog Ferdinand wesentlich dazu, König von Bhmen und Kaiser von Deutschland zu werden. 5. Die Bhmen hatten sich der Herrschaft Ferdinands aus Furcht, da er sie katholisch machen mchte, entzogen und zu ihrem Könige das Haupt der Reformierten, den Kurfrsten Friedrich V. von der Pfalz, gewhlt. So brach der groe Krieg aus, der nicht nur Bhmen und sterreich, sondern ganz Deutschland, ja die meisten Lnder Europas in seinen Kreis hineinzog. Ferdinand hatte kein Heer und auch kein Geld, ein solches anzuwerben. Zwar half ihm sein Jugendfreund, der Herzog Maximilian von Bayern, aber doch nur aus Eigennutz und um hohen Lohn. Deshalb war es dem Kaiser hocherwnscht, als Wallenstein ihm anbot, ein Heer von 20000 Mann auf eigene Kosten anzuwerben und zu unterhalten. Allerdings verlangte er dafr ein erledigtes Frstentum. Da er der so viel Geld verfgte, um ein ganzes Heer besolden zu knnen, hngt mit der Geschicklichkeit zusammen, die er bei der Vermehrung seines Vermgens bewies. Ferdinand Ii. hatte nmlich nach der Besiegung Friedrichs V. (er bekam den Spottnamen der Winterknig", weil et nur einen Winter hindurch die Krone getragen hatte) die zahlreichen An-Hnger desselben in Bhmen gechtet und ihrer Gter beraubt. Da er-warb nun Wallenstein zu sehr billigem Preise so viel Land, da er zum Herzog von Friedland" ernannt wurde. Damit nicht zufrieden, strebte er sogar danach, unter die Reichsfrsten aufgenommen zu werden, und nachdem er glcklich fr den Kaiser gekmpft hatte, wurde er wirklich mit dem Herzogtum Mecklenburg belehnt. Sein weitschauender Geist entwarf nun den Plan, auf der Ostsee eine Flotte zu schaffen und mit dieser den Norden Europas zu beherrschen. 6. Aber ehe er diese gewaltige Aufgabe auch nur in ihren ersten An-

10. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 59

1896 - Leipzig : Hirt
59 Adolf konnte ihn bei Nrnberg nicht aus seinen trefflich angelegten Ver-schanzungen heraustreiben. Die entscheidende Schlacht bei Ltzen (1632) gewann Wallenstein zwar nicht, doch fgte es sein Glcksstern, da der groe Gegner den Tod fand. 9. Jetzt schien es Wallenstein an der Zeit, die Fremden aus Deutsch-land zu vertreiben und dem Vaterlande den lange ersehnten Frieden zurck-zugeben. Davon wollte freilich der Kaiser nichts hren. Voll Mitrauen betrachtete man in Wien diese Plne des Feldherrn; man frchtete, auch gegen den Willen des Gebieters werde er mit den Schweden Frieden schlieen, ja, wenn Ferdinand sich weigern sollte, daraus einzugehen, werde er mit den Feinden sich verbinden. So entschlo man sich, ihn zum zweiten Male abzusetzen, und da man bedachte, da das Heer vielleicht mehr seinem Feldherrn als seinem Kaiser anhangen werde, so ging man heimlich und versteckt zu Werke, untergrub zunchst das Vertrauen der Offiziere und Soldaten, indem man ihnen Wallenstein als schwarzen Verrter darstellte. Dadurch gelang es, die Mehrzahl der Regimenter von ihm abwendig zu machen. Mit den brigen zog er nach Eger, als wenn er sich mit den Schweden vereinigen wollte. Besonders vertraute er einem Obersten Butler. Dieser aber stand auf der Seite des Kaisers und lie zuerst bei einem Gastmahl die wichtigsten Anhnger Wallensteins tten, dann schickte er einige seiner Dragoner ab, um Wallenstein selbst zu er-morden. Dieser hatte eben ein Bad genommen und war im Begriff, schlafen zu gehen. Sein Mundschenk, der ihm in goldener Schale den Schlaftrunk gebracht hatte, begegnete den Hereinstrmenden und wollte ihnen empfehlen, die Ruhe des Herrn nicht zu stren. Aber ihm selbst versetzten sie eine Wunde und erhoben das Geschrei: Rebellen". Indem Wallenstein bei diesem Lrm, wie er war, nach dem Fenster ging, [stieen die Dragoner Butlers die Thr auf und schrieen ihm die Worte zu: Schelm und Ver-rter". Offenbar erkannte Wallenstein, da er verloren sei. An einem Tisch angelehnt, die Lippen bewegend, aber ohne einen Laut von sich zu geben, spannte er die Arme weit aus und empfing in dieser Stellung den Todessto. Dieses Ende eines bedeutenden Mannes war um so bedauerlicher, als dadurch der Abschlu des Krieges weit hinausgerckt wurde. Denn nun mischten sich die Franzosen auch noch in den Kampf ein, und erst 1648 kam der fr Deutschland beraus unheilvolle Westflische Friede" zustande.
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